Agrar- und Umweltpolitik
Agrarpolitik reicht in ihren Wirkungen heute weit über die Landwirtschaft hinaus. Sie muss deshalb in ein gesamtgesellschaftliches Politikkonzept eingebettet werden. Erhebliche Teile der Agrarbudgets von EU, Mitgliedstaaten und Bundesländern entfallen inzwischen auf die Erschließung neuer Einkommensquellen und die allgemeine Verbesserung der Lebensverhältnisse im ländlichen Raum, auf Hilfen zur Anpassung der Agrarproduktion an die Erwartungen der Verbraucher, nicht zuletzt auf die Honorierung gesellschaftlicher Leistungen der Landwirtschaft, etwa in der Landschaftspflege oder dem Biotopschutz.
Vor allem an der Schnittstelle zwischen Landbewirtschaftung und Ressourcennutzung bestehen dabei vielfältige Verbindungen zwischen Agrar- und Umweltpolitik. Neben einer engeren Ausrichtung der Agrarpolitik an Umwelt- und Klimaschutzzielen rückt eine stärkere Wirkungsorientierung von Maßnahmen in den Vordergrund. Dies setzt regionale Bedarfsanalysen, den Aufbau von Monitoringsystemen und die Anwendung interdisziplinärer Bewertungsverfahren voraus.
Entwicklung ländlicher Räume
Rund 90% der Fläche Deutschlands ist „ländlicher Raum“, in dem knapp 60% der Bevölkerung leben. Globale Herausforderungen zeigen uns, wie wichtig leistungsfähige ländliche Räume für den Gesamtraum sind. Zentrale Akteure sind dabei die Landwirtschaft und die Kommunen. Regional fest verankert, schaffen sie Voraussetzungen für das Angebot von Dienstleistungen zur Sicherung der Daseinsvorsorge und zur Versorgung mit Regionalprodukten. Die Landwirtschaft unterstützt die „Energiewende“ durch Bereitstellung regenerativer Energie und setzt wichtige Impulse für andere Branchen, im Ernährungshandwerk, aber auch im Tourismus- und Freizeitbereich. Neue Dienstleistungsangebote am Rande der Landwirtschaft tragen dazu bei, die Folgen infrastruktureller Ausdünnung auf dem Land aufzufangen. Zugleich übernimmt die Landwirtschaft aber auch große Verantwortung für die Qualität und Attraktivität unserer natürlichen Umwelt.
Lebendige Kommunen schaffen die Voraussetzungen dafür, ländliche Räume für alle Altersgruppen attraktiv zu halten. Dies gelingt leichter, wenn eine moderne Infrastruktur, funktionierende soziale Netzwerke und ein günstiges wirtschaftliches Umfeld die breite Einbindung der Bevölkerung in lokale Entwicklungsstrategien erleichtern.
Regionalberatung & -management
Die wachsende Zahl regionaler Initiativen ist ein überzeugender Beleg für den Wunsch vieler Regionen nach eigenständiger Entwicklung in regionaler Verantwortung. Die erfolgreiche Umsetzung des Subsidiaritätsprinzips hängt auf regionaler Ebene allerdings von wichtigen Voraussetzungen ab: Wirksame Beteiligungs- und Unterstützungsstrukturen, regionale Potenzialanalysen, räumlich angepasste Entwicklungs- und Beratungskonzepte, die Akquise finanzieller Mittel, nicht zuletzt ein leistungsfähiges Regionalmanagement. Dieses hat sich mit seinen umfassenden Leistungen zu einem festen Bestandteil des regionalen Sozialkapitals entwickelt.
Europäische Programme wie LEADER oder INTERREG, aber auch die Etablierung von regionalen Managements in deutschen Bundesländern, bestätigen den Erfolg und gesellschaftlichen Wert regional gesteuerter und integrativ angelegter Entwicklungsprozesse. Viele methodische Erfahrungen aus der Umsetzung solcher Programme sind inzwischen – sektorübergreifend – in die „Mainstreamförderung“ der ländlichen Entwicklung eingeflossen.
Landnutzung & Ressourcen
Das weltweite Wachstum von Bevölkerung und Wohlstand erhöht den Nutzungsdruck auf die natürlichen Ressourcen Wasser, Boden, Luft und Artenvielfalt. Die Landwirtschaft ist auf der einen Seite Mitverursacher von Belastungen, auf der anderen Seite unmittelbar von diesen selbst betroffen. Der Zielkonflikt zwischen einer notwendigerweise wachsenden Produktion von Nahrungsmitteln und der Erhaltung unserer natürlichen Lebensgrundlagen kann nur gelöst werden, wenn der Landwirtschaft Entwicklungsspielräume verbleiben, die auch bei strenger Orientierung an Nachhaltigkeitszielen genutzt werden können. Dies verlangt nicht nur die Sicherung von Flächen für die Agrarproduktion, sondern insbesondere Hilfen zur betrieblichen Anpassung an Klimaeinflüsse und die Veränderung von Märkten und gesellschaftlichen Erwartungen an die Landwirtschaft.
Wissenstransfer & Qualifizierung
Der Zugang zu Wissen und die schnelle Verbreitung neuer Erkenntnisse und Erfahrungen sind angesichts sinkender Halbwertzeiten von Wissen und wachsender Vernetzungen Grundlagen für eine erfolgreiche Entwicklung. Das gilt für den Sektor Landwirtschaft ebenso wie für Regionen. Die Förderung von Innovationen – in der Herstellung von Produkten, dem Angebot von Dienstleistungen, oder in der Steuerung von Prozessen – ist deshalb zum zentralen Handlungsfeld aller Politikbereiche geworden. Dabei wird es immer wichtiger, Wissen interdisziplinär zu vernetzen, um breit akzeptierte Antworten auf komplexe wirtschaftliche, soziale und ökologische Fragestellungen geben zu können. Dies gelingt dann leichter, wenn neue Erkenntnisse und Erfahrungen anwendungsorientiert aufbereitet und Zielgruppen-spezifisch für Zwecke der Information und (Weiter-)Bildung aufbereitet werden.